Technik Erd- und Umweltwärme

Überblick

Funktionsprinzip der Wärmepumpe. Quelle BWP

Die Nutzung von oberflächennaher Geothermie und Umweltwärme (Luft, Gewässer, Abwasser) erfordert wegen des geringen Temperaturniveaus der jeweiligen Wärmemedien während der Hauptheizzeit im Winterhalbjahr die Verwendung von sogenannten Wärmepumpen (WP).

Die WP funktioniert im Prinzip genauso wie ein Kühlschrank[1], in dem einem Medium (Grund-/Fluss-/Abwasser, Luft oder Erdreich) Wärme entzogen wird und diese durch weitere Zufuhr von - in der Regel elektrischer - Energie diese auf das für den Heizzweck benötigte Temperaturniveau anhebt (pumpt). Je größer die Differenz zwischen der Temperatur des Wärmemediums und der benötigten Vorlauftemperatur in Heizkreislauf, um so mehr Energie muss zusätzlich in Form von mechanischer Arbeit (elektr. Kompressions-Wärmepumpe) oder Wärme (Gas-Warmepumpe) zugeführt werden. Folglich sind geringe Temperaturdifferenzen die beste Voraussetzung für einen hohen Anteil erneuerbarer Wärme bzw. Jahresarbeitszahl. Diese Voraussetzung ist vor allem beim Einsatz von Fußboden- oder Wandflächenheizungen gegeben, die mit Vorlauftemperaturen im Bereich von 20 bis 30 Grad arbeiten.

Für den effektiven Einsatz einer Wärmepumpe im Sinne der beabsichtigten Zielerreichung (Verminderung des Primärenergieverbrauchs) ist neben der optimalen Einstellung der Wärmepumpe auch die Betrachtung des Gesamtsystems aus Anlage und Gebäudehülle von zentraler Bedeutung. Eine Untersuchung von 112 Wärmepumpenanlagen zu Heizzwecken[2] zeigte deutlich, dass der alleinige Vergleich der Effizienz von Wärmepumpen (= Jahresarbeitszahl) ohne Berücksichtigung der Einsatzrandbedingungen keine eindeutige Bewertung des Gesamtsystems erlaubt. Der Wärmebedarf des Gebäudes ist ein wesentlicher Faktor in Beurteilung, ob eine WP auch effektiv arbeiten kann. Effektiv eingesetzt ist eine WP nur dann, wenn der Heizenergieverbrauch deutlich über dem Primärenergieverbrauch (über dem Strom-/Erdgasbedarf) liegt. Somit steht vor dem Einsatz einer Wärmepumpe die Senkung des Energiebedarfs des Gebäudes an erster Stelle.[2]

Insbesondere die kostengünstigeren Luft-Wärmepumpen dominieren mittlerweile innerhalb des Wärmepumpensegments. Ihr Marktanteil lag im Jahr 2012 bei rund 63 %.[3] Neben den günstigeren Preis dürfte auch die teilweise schwierige Genehmigung von Erdbohrungen dafür verantwortlich sein. Aus Sicht der Effizienz ist dieser Trend zu Luft-WP weniger günstig, denn Luft/Wasser-Wärmepumpen erreichten in der Praxis mit einer durchschnittlichen Arbeitszahl von 2,9 eine deutlich geringere Effizienz als Erdwärmepumpen mit einer durchschnittlichen Arbeitszahl von 3,9, d.h. sie benötigten für die gleiche Vorlauftemperatur des Heizwasser mehr (bislang im Winter weitgehend konventionell erzeugten) Grundlaststrom.[2] Ökologisch, d.h. primärenergetisch vorteilhaft gelten Wärmepumpen ab einer Jahresarbeitszahl von größer 3,3. Mit zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien im Strommix (vor allem in der Heizperiode), kann dieser Wert in Zukunft immer niedriger ausfallen.

Wesentlich höhere Arbeitszahlen von 5 bis 6 lassen sich bei der Kombination einer Wärmepumpe mit einer solarthermischen Anlage erzielen, weil im Winter bei Sonneneinstrahlung über die Solarwärme die Temperatur im Erdreich wieder angehoben werden kann. Noch höhere Arbeitszahlen von 7 bis 8 sind möglich, wenn statt einer Tiefensonde oder Kollektorfeld ein spezieller Erdwärmespeicher eingebunden wird. Dieser wird über die Solarthermieanlage bei Sonneneinstrahlung ganzjährig beladen und hat so im Winter ein deutlich höheres Temperaturniveau als die Umgebungsluft oder auch normale Erdwärme.[4]

Insgesamt haben Wärmepumpen bei den in Neubauten (zumeist Ein- und Zweifamilienhäuser) installierten Heizungenanlagen bereits einen Marktanteil von über 25% erreicht (Stand 2011).[5]

Elektrische Kompressions-Wärmepumpe

Die elektrisch angetriebene Kompressions-Wärmepumpe (siehe Grafik) stellt die am meisten verbreitete WP-Variante dar. Dabei wird eine Flüssigkeit unter variablem Druck im einem Kreisprozess betrieben. Dieses Fluid (z. B. Propan, Kohlendioxid) ist so beschaffen, dass es bei niedrigem Druck auch bei deutlichen Minustemperaturen leicht verdampft (Verdampfen) und der Umgebung dabei Wärme entzieht. Nachfolgend wird der Dampf durch einen elektrisch angetriebenen Kompressor (Verdichten) auf ein höheres Druck- und Temperaturniveau (Energiezufuhr) gebracht. Danach wird die aufgenommene Energie des Trägermediums über einen Wärmetauscher (Verflüssigen) abgeben, wobei das Medium wieder kondensiert. Über eine nachgeschaltete Drossel (Entspannen) wird der Druck wieder abgesenkt und der Prozess kann von vorn beginnen. Je nach verwendetem Fluid sind die Drücke unterschiedlich und werden weiter so ausgewählt, dass das Medium im verdampften bzw. verflüssigten Zustand genügend Abstand zu den jeweiligen Temperaturen der Wärmequelle bzw. –senke hält.

Gas-Wärmepumpe

Bei relativ neuen Technik der thermischen angetriebenen Gas-Wärmepumpe werden zur Gewinnung der Erd- oder Umgebungswärme verschiedene Verfahren eingesetzt (Funktionsvideo zu den verschiedenen Verfahren):

  • Gasmotorisch angetriebene Wärmepumpe. Hierbei wird der Kompressor nicht elektrisch, sondern durch einen Gas-(Otto)-motor angetrieben. Die Abwärme des Gasmotors wird wie beim Blockheizkraftwerk genutzt.
  • Absorptionswärmepumpe, wie sie beispielsweise auch bei Camping-Kühlgeräten oder der solaren Kühlung eingesetzt werden. Hier wird ein Großteil der Kompressionsarbeit durch die Gaswärme übernommen. Strom wird noch für die Umwälzpumpe benötigt.
  • Adsorptionswärmepumpe unter Verwendung von Zeolith, dass mit Umweltwärme erzeugten (kalten) Wasserdampf einlagern kann und dabei Wärme freisetzt. Das Wasser im Zeolith wird durch Wärme aus dem Gasbrenner wieder ausgetrieben. Die beiden Phasen der Wärmefreisetung aus Gasverbrennung und Umweltwärme wechseln sich ab.

Gas-Wärmepumpen kann man als eine Art effizienzgesteigerten Brennwertkessel ansehen, da hier ein Teil des Gases durch Umweltwärme ersetzt wird. Sie steigert die Effizienz des Brennwertkessels um 20 bis 30 %, d.h. der Primärenergiebedarf an Gas reduziert sich um 20 bis 30 %. Gegenüber elektrischen Kompressions-WP hat sie den Vorteil, dass weniger mit Umwandlungsverlusten erzeugter Strom benötigt wird und sie so primärenergetisch im Vorteil ist, insbesondere wenn Biogas genutzt wird.

Quellen und weiterführende Hinweise

  1. Hierbei wird statt dem Erdreich oder Umwelt dem Kühlraum die Wärme entzogen. Das Erdreich kühlt sich durch den Wärmeentzug ebenso ab und es kann dort bei falscher Auslegung genauso zu Frost kommen.
  2. 2,0 2,1 2,2 Wärmepumpen Effizienz – Messtechnische Untersuchung von Wärmepumpenanlagen zur Analyse und Bewertung der Effizienz im realen Betrieb. Fraunhofer ISE 2011 Kurzfassung
  3. Bundesverband Wärmepumpe (BWP)Pressemitteilung vom 31.01.2013
  4. Entwickelt wurde diese Technik von der NNB 55 GmbH. Weitere Informationen zu dieser speziellen Technologie bei etank
  5. Quelle ?? z.B.