Erdgaspreis

Erdgaspreis

Der Erdgaspreis wurde in den 1960er Jahren an den Ölpreis gekoppelt. Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine gesetzliche Bindung. Vielmehr konnte von Seiten der Erdgasproduzenten nicht eingeschätzt werden, wie sich der Erdgaspreis entickeln würde und sie wollten den Erdölproduzenten, die sie z.T. auch selbst waren, keine Konkurrenz machen. Zudem wurde Erdgas vorwiegend in Langzeitverträgen gehandelt, da die Erschließung, Produktion und der Transport hohe Investitionen voraussetzt. Anders als bei Erdöl entwickelte sich lange kein freier Weltmarkt. Während Erdöl zu ca. 60 % über Langzeitverträge und zu ca. 40 % über die Spotmärkte gehandelt wurde, sah das Verhältnis bei Erdgas mit rund 96 % zu ca. 4 % anders aus.[1]

Erst mit der steigenden Nachfrage nach Erdgas, dem Ausbau von Liquified-Natural-Gas-Kreisläufen (LNG) und der einsetzenden Wirtschaftlichkeit der so genannten Fracking-Technologie kam es zu einer Erdgasschwemme, die das Gesamtbild auf dem Weltmarkt veränderte. In der EU setzte der Aufbau von Verdampfungsterminals für LNG auch ein, um die Erdgasabhängigkeit von Russland zu vermindern, die auch durch schwindende EU-interne Quellen zunimmt. Zudem wurde die Nordstream-Pipeline als neue Importoption russischen Erdgases mit der Fertigstellung des zweiten Leitungsstrangs im April 2012 vollendet. Die Pipeline hat eine Transportkapazität von ca. 55 Mrd. m3 Erdgas pro Jahr und erhöht die Erdgasimporte aus Russland in die EU damit beträchtlich.[2] Dennoch setzt die EU weiter auf den Aufbau von LNG-Terminals. bis Juli 2013 waren 20 dieser Terminals fertiggestellt, sieben weitere sind im Bau und 24 sind in der Planung. Über diese LNG-Terminals kann Erdgas importiert werden, dass aufgrund geographischer Distanz oder Barrieren nicht in die EU gelangen könnte. Es ist dadurch möglich bspw. aus den USA oder aus Quatar Erdgas zu beziehen, wo sonst aufgrund des Atlantiks bzw. der Entfernung eine Pipeline nicht wirtschaftlich ist. Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung gilt die ungefähre Faustformel: Bis 4.000 km onshore bzw. 800 km offshore lohnt sich eine Pipeline. Darüber hinaus ist ein LNG-Kreislauf, bestehend aus drei Tankern, einem Verflüssigungs- und einem Verdampfungsterminal günstiger.[3]

Bild 1: Entwicklung des Erdgaspreises (1991-2013)

Desweiteren wird auch in der EU überlegt, die Importabhängigkeit durch die Nutzung von Fracking zu minimieren. Allerdings stößt diese Technik aufgrund der Umweltfolgenbetrachtung in manchen EU-Mitgliedsstaaten, wie bspw. Deutschland, auf immense Kritik. Insofern wird sich die Technologie zumindest in den Staaten, in denen sich Bürgerinitiativen und auch Wiederstand aus den regierenden Parteien gebildet hat, nicht durchsetzen.

Dennoch kam es durch den Einsatz des Fracking v.a. in den USA zu einem Überschuss an Erdgas auf dem Weltmarkt, in deren Folge eine breite Debatte über den Sinn einer Aufrechterhaltung der Ölpreisbindung stattfand. Bisher folgte der Erdgaspreis dem Erdölpreis mit viertel- bis halbjährlicher Verzögerung. Im Frühjahr 2010 wurde die ausschließliche Bindung der Gaspreise für Endverbraucher an den Erdölpreis vom Bundesgerichtshof für unzulässig erklärt. Zusätzlich muss bei Preiserhöhungen immer ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt werden.[4]

Wie Bild 1 zeigt hatte ist Entkopplung durchaus wirksam. Spätestens nach der globalen Finanzkrise 2009 und der Entscheidung des Bundesgerichtshofs entwickelt sich der Erdgaspreis etwas gemäßigter als der Erdölpreis. Dass der Erdgaspreis keine vollständig andere Dynamik entwickelt liegt daran, dass nach wie vor der Anteil des auf langfristiger Basis gehandelten Rohstoffes überwiegt. Die langfristigen Verträge wiederum basieren auf Formeln, die dafür sorgen, dass der Erdgaspreis weiterhin dem Erdölpreis folgt. Die Entwicklung eines eigenständigen vom Erdöl unabhängigen globalen Erdgasmarkt wird deshalb noch so lange anhalten, bis keine der bisherigen Langfristverträge mehr bestehen.

Für den breiten Einsatz von biogenen Festbrennstoffen, Wärmepumpen und Solarthermieanlagen bedeutet das, dass weiterhin die Preisdifferenz zwischen EE-Wärmetechnologie und fossilen Alternativen relevanz hat, da sich zumeist die günstigere Alternative am Markt durchsetzt - zumindest solange die Differenz nicht von Förderinstrumenten aufgehoben wird.

Quellen und weiterführende Hinweise

  1. Abdolvand, Behrooz; Adolf, Matthias; Sadeg-Zadeh, Kaweh (2006): Gas aus Russland: Garant der europäischen Energiesicherheit? Blätter für deutsche und internationale Politik, 04/2006, S. 469-482.
  2. NordStream (2013): Die Pipeline, http://www.nord-stream.com/de/die-pipeline/
  3. Abdolvand, Behrooz; Kopp, Sandu-Daniel (2011): Neue Wege europäischer Gasversorgung, Welttrends, Juli/August, S. 67-76.
  4. FAZ (2010): BGH kippt Ölpreisbindung für Gas, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/grundsatzurteil-bgh-kippt-oelpreisbindung-fuer-gas-1955044.html, 25.03.2014



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