Marktentwicklung Solarthermie

Bild 1: Entwicklung von Nachfrage und Förderung bei Solarkollektoren 2001 - 2013

Förderung

Die Nachfrage nach solarthermischen Anlagen stieg mit dem Marktanreizprogramm ab 2001 weitgehend kontinuierlich an und erreichte im Jahr 2008 ihren Höhepunkt (Bild 1). Ab dem Jahr 2009 kam es zu einem Nachfragerückgang auf ein seit 2010 relativ stabiles Nachfrageniveau um die 1,2 Mio. m2, obwohl seit dem Jahr 2010 keine Kollektoren in Neubauten gefördert werden. Die Quote der geförderten Anlagen ging von deutlich über 80 % auf etwa 30 % zurück.


Bild 2: Entwicklung Solarkollektorfläche 1975 - 2013

Marktentwicklung

Nach langem Anlauf begann sich die Nachfrage nach Solarkollektoren Anfang der 1990er Jahre deutlich zu steigen. Etwas seit dem Jahr 2003 nimmt der Anteil der heizungsunterstützenden Solarthermie deutlich zu und erreichte bis 2012 einen Anteil von rund zwei Dritteln. Der absolute Nachfragehöhepunkt mit 1,9 Mio. m2 im Jahr 2008 wurde bis 2012 bei weitem nicht wieder erreicht. Zu den Hintergründen für den bleibenden Nachfragerückgang vergleiche ausführlich Innovationsbericht, Kap. 4.


Kostenentwicklung

Bild 3: Entwicklung spez. Kosten je kW für Solarthemieanlagen (inkl. Installation und USt, ohne Förderung)[1].
Bild 4: Entwicklung der spez. Kosten MAP-geförderter Kollektorfläche 2001 - 2013

Bild 3 zeigt, dass die spezifischen Kosten (je kW) einer Solarthermieanlage sich seit Mitte der 1980er bis zum Jahr 2008 etwa halbiert hatten. Bezogen auf den geförderten Quadratmeter Kollektorfläche (Bild 4) konnte zwischen 2001 und 2009 von der Tendenz keine Kostensenkung beobachtet werden. Erst in Folge des starken Nachfragerückgangs ist seit dem Jahr 2010 ein weiterer Rückgang festzustellen, vor allem bei Vakuumröhrenkollektoren, so dass sich die spezifischen Preise von Flach- und Vakuumröhrenkollektoren seitdem vollständig angeglichen haben. Damit reflektiert der Absatzmarkt erstmal auch die Kostengleichkeit dieser beiden Bauarten in der Herstellung und die bisherige Einstufung von Vakuumröhren als hochpreisiges Premiumprodukt hat sich überholt.

In einem vom Bundesforschungsministerium beauftragten Kollektortest in den Jahren 1985/86 lagen die Preise für Kollektor und Wasserspeicher zwischen 8.000 und 14.000 DM (umgerechnet 4.100 bis 7.200 €1986) . Aufgrund der unterschiedlichen Effizienz der untersuchten 18 Anlagen lagen die spezifischen Wärmegestehungskosten zwischen 0,43 und 0,76 DM1986/kWh (0,22 bis 0,39 €1986/kWh)[2]. Sehr viel geringer waren die Warmwasserkosten über einen Gas- öder Ölkessel, die Ende der 1980er Jahre bei etwa 0,05 DM1986/kWh lagen [3]

Die (Listen-)Preise[4] von den 2008 getesteten Brauchwasser-Solaranlagen[5] lagen inkl. der Warmwasserspeicher zwischen 3.700 und 5.700 Euro. Die durchschnittlichen Kosten pro kWh Solarwärme über die gesamte Laufzeit (25 Jahre) gerechnet, lagen nur noch zwischen 0,08 €/kWh und 0,13 €2008/kWh. Bei den im Jahr 2009 getesteten 13 Kombianlagen[6] lagen die (Listen-)Preise wegen der größeren Kollektorfläche und größeren Speicher mit 6.000 bis 16.000 € höher. Über die gesamte Laufzeit (25 Jahre) würden hier die durchschnittlichen spezifischen Wärmegestehungskosten zwischen 0,08 und 0,17 €/kWh liegen.[7]


Verteilung in den Bundesländern

Bild 5: MAP-geförderte Solarthermieanlagen pro 1.000 Einwohner nach Bundesländern (2013)

Bei der Solarthermie zeigt sich wie bei Holzheizungen eine deutliche Dominanz der beiden Süd-Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. Rund 52 % der insgesamt seit dem Jahr 2001 geförderten Solarthermieanlagen wurden dort errichtet, was ein etwas geringerer Anteil als bei den Holzheizungen ist. Auch hier rangiert an dritter Stelle Nordrhein-Westfalen mit 11 % Anteil, gefolgt von Niedersachsen mit 9 %. Die Ergebnisse spiegeln einerseits das höherer Einstrahlungspotenzial im Süden Deutschlands wieder, andererseits zum Teil auch zusätzliche Landesförderungen (REN-Programm in NRW) sowie Bevölkerungsdichte und Finanzkraft.

Normiert man die Zahl der geförderten Anlagen auf 1.000 Einwohner (Bild 5), ändert sich die Reihenfolge der Bundesländer. Platz 1 und 2 gehen weiterhin nach Bayern und Baden-Württemberg, auf den Plätzen 3 bis 6 liegen nun mehrere Bundesländer mit 12-13 Anlagen pro 1.000 Einwohner relativ nahe beieinander: Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen und Niedersachsen. Wiederum bilden die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen die Schlusslichter. Aufgrund der hohen Förderquote bei Solarthermie kann man davon ausgehen, dass beim Bundesländer-Ranking aller installierten Anlagen keine relevanten Abweichungen vorliegen.


Wirtschaftlichkeitsbeurteilung

Die Gesamtqualität der Heizungsanlage (Planung, verwendete Komponenten, bauliche Ausführung, etc.) spielt bei der Einbindung solarthermischer Anlagen eine wesentliche Rolle. Insbesondere die Solarthermie hat bei überwiegend positivem Image mit systembedingten wirtschaftlichen Nachteilen zu kämpfen, die in der saisonal bedingten großen Schwankungsbreite der Einstrahlung in Deutschland liegen.

Der größte Teil der nutzbaren Sonneneinstrahlung trifft im Sommerhalbjahr auf deutsche Dächer, wo gleichzeitig der Wärmebedarf relativ gering ist und vor allem aus dem Warmwasserbedarf besteht. Dessen Anteil am Gesamtwärmebedarf liegt bezogen auf ein Jahr jedoch nur bei 10-20 % - in den für Solaranlagen typischen Ein- und Zweifamilienhäusern. Vom Brauchwasserwärmebedarf kann im Jahresverlauf etwa die Hälfte durch eine solarthermische Anlage bereitgestellt werden, bei besser gedämmten Neubauten (ab 2009) mit 60-70 % [8] auch etwas mehr.

Hohe zusätzliche Anfangsinvestitionen stehen einer vergleichsweise geringen Brennstoffeinsparung (in der Regel Erdgas oder Heizöl) gegenüber und bilden folglich eine große Investitionshürde. Die spezifischen Wärmegestehungskosten liegen bis heute, insbesondere bei schlecht geplanten oder umgesetzten Anlagen und/oder schlechtem Preis-Leistungs-Verhältnis der Anlage deutlich über den Wärmegestehungskosten durch einer Gas- oder Ölheizung. Die Gründe für diese oft schlechte Wirtschaftlichkeit sind vielschichtig, in vielen Fällen wurde jedoch schon bei der Anlagenplanung keine echte Kostenvergleichsrechnung angestellt, bei der Installation und Einbindung geschlampt sowie die Wärmeerträge mangels Wärmezähler auch nicht erfasst bzw. kontrolliert.

Bei fossilen Brennstoffpreisen von 0,08 bis 0,10 Euro/kWh (2013) kann die Brauchwassererwärmung aus Solaranlagen bei gutem Preis-Leistungs-Verhältnis der Anlage unter Berücksichtigung von Rabatten, Fördermitteln und Installationskosten heute wirtschaftlich mithalten,[8] zumal die Anlagenpreise seit 2010 in Folge des Nachfragerückgangs wieder gefallen sind (vgl. Bild 1). Generell wird die Solarwärmeunterstützung umso wirtschaftlicher, je höher und gleichmäßiger die Wärmeabnahme gerade im Sommerhalbjahr ist, da so nicht nutzbare Wärmeüberschüsse verringert oder ganz vermieden werden können.



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Quellen und weiterführende Hinweise

  1. Quelle: Evaluierung von Einzelmaßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien (Marktanreizprogramm)im Zeitraum Januar 2007 bis Dezember 2008. Endbericht 2009, S. 65
  2. BINE Informationsdienst (1. Aufl. 1987): Sonnenenergie zur Warmwasserbereitung und Raumheizung.
  3. BINE Informationsdienst (2. Aufl. 1988): Sonnenenergie zur Warmwasserbereitung und Raumheizung.
  4. Ohne Berücksichtigung von üblichen Rabatten auf die offiziellen Hersteller-Listenpreise, ohne MAP-Förderung und ohne Installationskosten.
  5. Test 3/2008: Vom Kollektor in die Badewanne. S. 70-75
  6. Test 3/2009: Sonne Statt Öl und Gas. S. 59-65
  7. Vergleichbare Angaben sind auch in Fahrplan Solarwärme, Evaluierung des Marktanreizprogramms für erneuerbare Energien für das Jahr 2010 und BUND 2012 zu finden. Die Wirtschaftlichkeit ist in der Regel bei einem fossilen Energiepreis von rund 0,08 bis 0,10 €/kWh (vor allem Heizöl) bereits gegeben.
  8. 8,0 8,1 Fahplan Solarwärme des Bundesverbandes für Solarwirtschaft. Berlin 2012. (BSW)