Technologie-Lebenszyklen

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Die Technologie bildet im Kontext aller hier betrachteten Innovationsprozesse den Mittelpunkt. Denn ohne marktreife Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien für die Wärme- und Kälteversorgung konnte es auch nicht zu Innovationsprozessen in den anderen gesellschaftlichen Bereichen kommen.

Lebenszyklus

Ganze Technologien haben wie Produkte auch einen Lebenszyklus und in diesem verschiedene Phasen. Der Lebenszyklus einer Technologie wurde u. a. im S-Kurven-Konzept beschrieben[1]. Eine zentrale Grundannahme in diesem Konzept ist die, dass jede Technologie hinsichtlich ihres Weiterentwicklungspotenzials an Grenzen stößt. Am Anfang der Entwicklung nimmt die Leistungsfähigkeit einer Technik durch Forschungs- und Entwicklungsaufwand und Lernprozesse erst langsam und dann schneller zu. Werden die Grenzen der Leistungsfähigkeit erreicht, geht die zusätzlich erreichbare Leistungsfähigkeit auch bei weiterem Forschungs- und Entwicklungsaufwand immer mehr zurück und verharrt auf einem Plateau. Somit ist die Leistungsfähigkeit einer Technologie vor allem von der aktuellen Lebenszyklusphase abhängig. Idealtypisch werden dabei folgende Phasen unterteilt:

  • Entstehung / Einführung,
  • Wachstum,
  • Reife und Alterung / Niedergang.


Bezogen auf ihren Diffusionsgrad werden diese Phasen auch Technologietypen zugeordnet[2]:

  • Embryonische Technologien (Entstehung),
  • Schrittmachertechnologien (Wachstum),
  • Schlüsseltechnologien (Reife),
  • Basistechnologien (Alterung).


Jedoch ist eine eindeutige Zuordnung aufgrund fehlender qualitativer und/oder quantitativer Indikatoren kaum möglich. Zudem ist die aus technologischer Sicht erreichte Lebenszyklusphase nicht mit der strategischen Lebenszyklusphase einer Branche/Industrie identisch. So kann eine bestimmte Branche bereits ihre Reifephase erreicht haben, während sich ihre Schlüsseltechnologie noch in der Wachstumsphase befindet bzw. auch umgekehrt. Auch kann es sein, dass eine Technologie bestimmte Phasen gar nicht erreicht, weil sie zuvor aus verschiedenen Gründen, z. B. der Überschätzung ihrer Leistungsfähigkeit oder der Durchsetzung konkurrierender Konzepte, aufgeben wurde.

Hinsichtlich aller in diesem Projekt betrachteten EE-Wärme-Technologien konnte festgestellt werden, dass sie hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit die Reifephase schon in der jeweiligen Vorphase (d.h. vor 1990) bzw. in ihrer 1. Phase in den 1990er Jahren erreicht hatten. Der Industriezyklus stand jedoch erst am Beginn der Wachstumsphase und befindet sich heute im Übergang zur Reife. Eine Untersuchung der Solarindustrie bestätigte diesen nahezu idealtypischen Lebenszyklusverlauf von Technologie und Industrie[2]. Dies wird auch daran deutlich, dass in den letzten 10 bis 15 Jahren mehr und mehr etablierte Hersteller von konventioneller Heiztechnologie EE-Wärmetechnologien in ihr Angebot aufgenommen und sich in diese Bereiche diversifiziert haben. Sie sehen Wärme- und Kälteerzeugungstechnik mit erneuerbaren Energien folglich als reife Schlüsseltechnologie an. Hinsichtlich ihres allgemeinen Diffusionsgrades (Verbreitung) befinden sich die EE-Wärmetechnologien mehrheitlich jedoch noch in der Wachstumsphase und sind sog. Schrittmachertechnologien, um die Anteile der EE-Wärme/Kälte künftig noch weiter zu erhöhen.

Auswahlkriterien für Förderprogramme

Basis für die Breitenförderprogramme von Ländern und Bund war dementsprechend bei den geförderten Technologien die Einschätzung zur Marktreife und Diffusionspotenzial. Bei der Breitenförderung standen nicht mehr technologische Innovationen im Zentrum, sondern die Überwindung von Markteintrittsbarrieren und Erschließung von Skaleneffekten bei den Herstellungskosten. Dies ist weitgehend gelungen, insofern sind EE-Wärme-Technologien in vielen Fällen nicht mehr auf Förderung angewiesen und wirtschaftlich konkurrenzfähig geworden.



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Quellen und weiterführende Informationen

  1. Gabler Wirtschaftslexikon: S-Kurven-Konzept. Springer Gabler Verlag online.
  2. 2,0 2,1 Ackermann, Malte; Brenner, Thomas; Lorenz, Steffi; Stephan, Michael: Die Entwicklung der technologischen Wissensbasis in technologiegetriebenen Industrien am Beispiel der deutschen Solarbranche, S. 3ff.